Schlaumeier hat zwei Abluftströme: Einen mit Ammoniak, und einen anderen mit Schwefelwasserstoff. "Prima", sagt er sich, "bringen wir sie doch zusammen und binden so beide übelriechende Gase." Klar, Säure (H2S) plus Base (NH3) gibt Salz (Ammoniumsulfid (NH4)2S oder Ammoniumhydrogensulfid NH4HS) plus Wasser - aber kann das z. B. in einem Wäscher wirklich so stattfinden? Und bei welchem pH-Wert? Einen ersten, vereinfachten Eindruck davon liefert das Hägg-Diagram, auch Bjerrum-Plot, Hägg's diagram, Sillén diagramm oder Speziierungsdiagramm genannt. … [Weiterlesen...]
Poröse Flüssigkeiten
Poröse Feststoffe können vielfältig zur Anreicherung und Abtrennung von Bestandteilen aus einer fluiden Phase genützt werden. Mein Interesse gilt vor allem der industriellen Abluftreinigung. Das momentan "heißeste" Thema ist allerdings die Adsorption von CO2, entweder zur Verringerung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre oder zur Aufarbeitung von Biogas. Aus technischer Sicht sind Adsorptionsvorgänge mit Feststoffen eher unbeliebt, wegen der Größe der Anlagen, der Notwendigkeit, sie redundant auszulegen, und der Tatsache, dass man trotz aller Tricks in den allermeisten Fällen keine wirklich kontinuierlichen Prozesse hinbekommt. Natürlich kann man absorbieren - d. h. bestimmte Bestandteile aus einer Gasmischung in Flüssigkeiten lösen - oder extrahieren, d. h. gelöste Bestandteile von einem … [Weiterlesen...]
Die genaue Dichte von feuchter Luft berechnen
... oder "Über den Sinn und Unsinn von Nachkommastellen". Luft kann, je nach Druck und Temperatur, recht unterschiedliche Dichten annehmen, das lehrt schon der Augenschein. Gerechnet wird im Abluft- und Klimabereich jedoch mit den pauschalen 1,2 kg/m³ - und sagte nicht schon Gauss: "Durch Nichts gibt sich mathematische Unbildung so zu erkennen wie durch maßlose Schärfe im Zahlenrechnen"? Wie genau muss die Dichte sein? … [Weiterlesen...]
Chemiesuchmaschinen Teil II – ein paar Aggregatoren
Im ersten Teil dieses Beitrags habe ich die Qualität einiger Online-Kataloge und Datenquellen für chemische Informationen getestet. Im zweiten Teil geht es speziell um Aggregatoren, wiederum am Beispiel "Bisphenol A". Wolfram Alpha Das sieht nicht schlecht aus, oder? Wolfram Alpha schafft es, auf Eingabe von "Bisphenol A" die gewünschte Substanz zu identifizieren, und spuckt ein Suchergebnis aus, welches zumindest auf den ersten Blick recht beeindruckend aussieht. Aber beim genauen Anschauen der Ergebnisse fallen gleich einige Fehler auf: … [Weiterlesen...]
Chemiesuchmaschinen
Nach chemischen Sachverhalten zu suchen ist zugleich leicht und schwer - leicht, weil chemische Verbindungen eindeutig identifiziert werden können, schwer, weil es den Fundstellen an formaler Konsistenz mangelt: Strukturformeln werden oft einfach als - chemisch nicht interpretierbare - Abbildungen dargestellt, nicht in einem der verarbeitbaren Formate wie etwa durch JMol. Es gibt fast immer mehr als einen Namen für jede Verbindung, oder ähnliche, aber eben nicht gleiche Schreibweisen, wie im Englischen "aluminium" und "aluminum". InChI-Schreibweise hat sich nicht breit durchgesetzt - nicht einmal die einfachere SMILES-Notation. Es wäre wirklich praktisch, wenn jede Nennung einer chemischen Verbindung im Web von einem InChI begleitet wäre* - das ist aber leider nicht der … [Weiterlesen...]
Was taugen kostenlose Tools zur chemischen Stoffdatenberechnung?
Kostenlose Tools zur Berechnung von pKA-Werten, Löslichkeiten, kinetischen Durchmessern etc. sind verlockender als die große Tüte Pommes Frites oder ein Paar neuer Schuhe (je nach Vorliebe): Sie sind schnell, einfach zu bedienen, und anstatt nach Literatur zu suchen und durch den Bestellprozess zu gehen, nur um dann festzustellen, dass der benötigte Wert doch nicht in dem Artikel enthalten ist, hat man gleich eine Zahl zur Verfügung, mit der man zumindest erst einmal eine Abschätzung vornehmen kann. Oder? Auf der Jahresversammlung der FFCh-Mitglieder in Bamberg habe ich einen Vortrag zu dem Thema gehalten, welchen ich hiermit zum Download zur Verfügung stelle. Einen Blogbeitrag zu dem Thema hat es auch schon gegeben. Das Ergebnis bleibt leider - negativ. … [Weiterlesen...]
Rechenwege und Rechner für die Gasphase
Die Gasphase - viele Wege führen zum (Partial)druck Je nach Bedingungen und vorliegenden Daten kann man zur Abschätzung des (Partial)drucks einer Komponente in der Gasphase einen von mehreren Rechenansätzen benutzen. Die Rechenansätze basieren entweder auf vorhandenen, korrelierten Daten, wie der Verdampfungsenthalpie oder schon bekannten Wertepaaren, oder sie sind Abschätzungen, die auf den kritischen Daten basieren. … [Weiterlesen...]
Stoffdaten berechnen – was taugen kostenlose Tools?
Mit dem Begriff "Stoffdaten" sind in diesem Beitrag physikalische und chemische Daten reiner Stoffe gemeint. Mit dem Begriff "berechnen" meine ich nicht das einfache Ausrechnen von Lösungsvolumina, Konzentrationen oder Partialdrücken, wenn alle für die Berechnung notwendigen Daten bekannt sind. Hierfür gibt es zahlreiche Tools und Apps, welche im Grunde überflüssig sind: Den Chemiker/innen sind die Berechnungen gründlichst einge(t)rieben worden, und der Chemie Unkundige wissen gelegentlich nicht mal, was sie in die einzelnen Felder einsetzen sollen, vor allem wenn das Tool nicht gut dokumentiert ist. Gemeint ist statt dessen die Voraussage von Stoffeigenschaften durch Interpolation oder durch Modellrechnungen, z. B. der Wasser-Oktan-Verteilungskoeffizient, die Henry-Konstante oder Fest- … [Weiterlesen...]
Sieht doch gleich viel besser aus! Wie man seine Daten…
... in wunderschönen Diagrammen gut dastehen lässt, ohne auch nur im mindesten zu mogeln. Kleine Effekte, die niemanden beeindrucken. Schrotschuss-Messergebnisse. Keine erkennbaren Trends, viele Ausreißer. Was tun? Will man nicht die Rohdaten manipulieren (was hin und wieder auch vorkommt), muss man das Vorhandene eben so gut wie möglich darstellen und sich dabei die Eigenheiten der menschlichen Wahrnehmung geschickt zunutze machen. Eine Anleitung dazu finden Sie in diesem Beitrag. … [Weiterlesen...]
Chemische Literatur für Praktiker Teil 2 – Adsorptionsisothermen aus wissenschaftlichen Aufsätzen verwerten
Beispiel 2: Isothermen konstruieren, wo keine sind Das folgende Beispiel stellt eine kinetische Untersuchung dar, es wurde PEG (Polyethylenglykol mit Molekulargewichten von 5.000 - 7.000) aus wässrigen Lösungen auf DAY adsorbiert (ein mittlerweile vom Markt verschwundener, aber vielfach kopierter hydrophober Faujasit, 13Y) [1]. Der DAY war vorher zermahlen, gesiebt, gewaschen und getrocknet worden. … [Weiterlesen...]