Die Frage nach Lieferanten für eine Chemikalie oder ein funktionelles Material stellt sich hauptsächlich wenn:
- Bisher Labormengen verwendet wurden: Das Verfahren funktioniert, aber woher können wir jetzt die benötigten größeren Mengen beziehen?
- Ersatzprodukte oder Zweitlieferanten gesucht werden: Können wir dieses Material durch ein billigeres Material oder durch eines mit weniger Lieferschwierigkeiten ersetzen?
Die eigentliche Schwierigkeit dabei ist nicht das Auffinden eines Lieferanten, der das gesuchte Produkt gelistet hat, sondern die Beurteilung, ob es sich bei dem gefundenen Produkt um ein vergleichbares, oder ebenso gut brauchbares Produkt handelt.
Beispiel 1: Ersatzprodukt für ein Adsorbens
Ein Automobilzulieferer verwendete bislang standardmäßig stets das gleiche Silicagel vom gleichen Lieferanten für ein bestimmtes Verfahren. Nun sollte ein Zweitlieferant etabliert werden. Dieser Schritt – Qualifizierung eines Lieferanten und seines Produktes – ist ziemlich aufwändig und wird daher nur nach gründlicher Vorbereitung unternommen.
Silicagele gibt es mit verschiedenen Indikatoren, Korngrößen, Porenverteilungen, pH-Werten etc. für verschiedene Anwendungen zu kaufen. Die Preise unterscheiden sich um den Faktor 100 oder mehr. Aber auf welche Eigenschaften kommt es an? Ist jede in der Spezifikation gelistete Größe auch relevant?
Was der Kunde wollte
- Ein mindestens ebenso „gutes“, d. h. geeignetes Produkt wie das bisherige finden.
- Den geringstmöglichen Preis dafür bezahlen.
Was der Kunde nicht wollte
- Ein teures Produkt mit unnötigen Qualitätsmerkmalen zu kaufen.
- Einer verborgenen Eigenschaft aufsitzen: Manchmal ist ein Produktmerkmal, welches nicht Bestandteil der Spezifikation ist, entscheidend für die Funktion des Materials in einer besonderen Anwendung. Im Labor nennt man so etwas gerne „katalytischen Dreck“. Wird ein alternatives Produkt nur auf Basis der Händlerspezifikation gekauft, kann es sein, dass es nicht ebenso gut funktioniert.
Vorgehensweise
- Anwendung und bisher verwendetes Produkt wurden gegenübergestellt. Es handelte sich letztlich um eine recht einfache Applikation ohne verborgene Tücken.
- Die unbedingt nötigen Eigenschaften wurden zur Verwendung in einer Einkaufsspezifikation zusammengestellt.
- Es wurde eine Liste auf dem Markt befindlicher, geeigneter Produkte zusammengestellt.
- Erstkontakt mit dem Lieferanten und Musterbestellung waren ebenfalls angeboten, der Kunde zog es jedoch vor, das selbst zu erledigen.
Beispiel 2: Anonyme Musterbestellung
Dieses Beispiel war ähnlich gelagert wie Beispiel 1, nur wollte der Kunde in diesem Falle nicht selbst bei der Suche nach Ersatzprodukten in Erscheinung treten. Daher bestellte ich Muster und Angebote in meinem Namen.
Beispiel 3: Ein sehr seltenes Material
Auch dieses Beispiel ähnelt dem ersten, nur war das Material in diesem Falle patentiert, und der Patentschutz noch nicht abgelaufen. Soweit bekannt, gab es auch keine Lizenzfertigung durch Dritte. Diese Recherche erstreckte sich demnach auch auf Materialien, die anders zusammengesetzt waren, aber die gleiche Funktion übernehmen konnten wie das bereits verwendete Material (siehe auch Recherche nach funktionellen Materialien).