Glycerin ist ein Stoff mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, etwa in der Kosmetik, in Arzneimitteln, als Tierfutterzusatz und Chemierohstoff oder als Bestandteil verschiedenster Formulierungen anderer Art. In der Natur kommt Glycerin in großen Mengen gebunden vor: Fette und fette Öle sind Ester von Glycerin, einem trifunktionellen Alkohol, mit drei Fettsäuremolekülen.
Durch Zerlegung von Fetten und Ölen lässt sich somit auch Glycerin gewinnen, aber auch durch die sogenannte Hydroxylierung von Propylen mit einem Übergangsmetallkatalysator. Ein solches Glycerin ist dann ein Produkt der Petrochemie und nicht aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen. Es ist aber reiner als „natürliches“ Glycerin, welches hauptsächlich bei der Herstellung von Biodiesel abfällt und zur Aufreinigung sehr energieaufwändig (der Siedepunkt liegt bei 290 °C) destilliert werden müsste.
Somit teilt sich der Glycerinmarkt in zwei Teile: In einen übersättigten Markt für sogenanntes Rohglycerin – dem Abfall der Biodieselherstellung und sonstiger Fettverwertung – und den Markt für Rein- oder Pharmaglycerin. Letzteres ist ca. vier Mal so teuer wie Rohglycerin.
Die Situation
Diese verwickelten Verhältnisse bereiteten einer Unternehmensberatung Schwierigkeiten beim Beurteilen der wirtschaftlichen Verhältnisse einer Produktionsstätte. Ihr Auftrag an mich lautete daher: „Bitte erklären Sie uns den Glycerinmarkt für uns verständlich auf maximal einer Seite.“ Zusätzlich gab es eine Reihe von Detailfragen, etwa zu Indikatoren der Preisentwicklung.
Was der Kunde wollte
- Den Hintergrund der Firmendaten verstehen
- Zeit sparen
- Alles in quantitativer Form – also als Zahlen.
Was der Kunde nicht wollte
- Viel Material durcharbeiten
- Chemie studieren
- Zahlen und Behauptungen ohne Belege.
Vorgehensweise
Es gibt verschiedene Quellen, die man für solche Betrachtungen anzapfen kann, von Pressemeldungen einzelner Firmen über Patentauswertungen (fremde oder selbst gemacht) bis hin zu bereits vorliegenden Marktübersichten, welche auf Basis von Anfragen und Interviews entstanden sind. Solche – stets sehr teuren – Marktübersichten sind am genauesten, aber ein so großer Aufwand sollte in diesem Falle nicht betrieben werden.
Für die einseitige Zusammenfassung musste sehr viel Material durchgesehen und ausgezählt werden. Manche Zahlen waren einfach nicht zu belegen und mussten extrapoliert werden – was gewöhnlich nicht möglich ist, hier aber, in Ermangelung eines Besseren, versucht wurde.
Und der Erfolg?
Eine Übersicht über die Hintergründe eines Produktes, bei dem jede Zahl mit einer Bewertung ihrer Fundiertheit versehen war.