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Startseite » Blog » Weihnachtsblog: Von Narretey und Kuhdung – 10 Ursachen der Selbsttäuschung

Weihnachtsblog: Von Narretey und Kuhdung – 10 Ursachen der Selbsttäuschung

15. Dezember 2015 Claudia Arnold

Bild „Guiding Light“ von Ubercompass, gemeinfrei.

Ich habe schon öfters über Täuschungen geschrieben – hauptsächlich wenn sie die Form von Pseudowissenschaft annehmen – aber immer vom selbstgerechten Standpunkt aus: Dort ist die Täuschung, die Wahnidee, und hier, auf der anderen Seite, sind „wir“.  Warum aber täuschen wir uns? Aus purer Borniertheit? Warum vertreten auch blitzgescheite Leute manchmal die haarsträubendsten Theorien? Man denke an Linus Pauling und seine Megavitamintheorie, an Dr. Oz und seine Ratschläge, an Erich von Däniken und andere.

Der Journalist und Autor Will Storr hat ein Buch darüber geschrieben, das ein wenig Demut lehrt: „The Unpersuadables: Adventures with the Enemies of Science„. Es gibt leider (noch?) keine deutsche Übersetzung dieses lesenswerten Buches, in welchem der Autor Holocaust-Leugner, Geistheiler, Wünschelrutengeher, Bekehrungsprediger und andere interviewt – und überrascht ist von ihrer äußeren Normalität und den „guten“ Gründen, die sie für ihre Weltsicht haben.

Warum täuschen wir uns also? Weil wir die Wahrheit schlecht verkraften können. Wer sich exakt so sieht, wie er wirklich ist, ist rettungslos verloren – am eindrücklichsten geschildert wird das in Gustav Meyrinks „Der Golem„.

Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, mehr als eine handfeste Depression folgt nicht auf die Selbsterkenntnis. Und eigentlich ist es auch eher umgekehrt: Im Zustand der Depression, wenn die in uns festverdrahteten Wohlfühlmechanismen außer Kraft sind, sind wir ehrlicher uns selbst gegenüber.

Wir täuschen uns über uns selbst – über unseren Erfolg, unseren Gesundheits-zustand, unsere Beziehungen, unseren Erfolg – und wir täuschen uns über Sachverhalte, die uns zunächst nur indirekt betreffen, aber eine emotionale Antwort in uns hervorrufen: Das Abschmelzen des Nordpols, die Wirksamkeit einer neuen Therapie, die Erfolgsaussichten eines Verfahrens zur Geldvermehrung. Wir verbreiten Verschwörungstheorien, lassen unsere Kinder nicht impfen, zwängen uns in zu enge Kleidung oder stecken unsere kompletten Ersparnisse in einen geschlossenen Immobilienfonds mit theoretisch möglichen 274% Wertzuwachs in 3 Jahren. Warum?

Ich habe den Versuch gemacht, ein paar der wichtigsten Gründe hier zusammenzustellen. Dies ist ein sehr aktives Forschungsgebiet und natürlich hochinteressant für jeden, der seinen Lebensunterhalt damit verdient, mehr zu wissen als andere (wenn ich mich damit nur nicht heftig täusche!). Es ist nur am Rande „Spaß“, aber, das kann ich versprechen, hochinteressant.

Hier nun meine Rangfolge der 10 wichtigsten Ursachen für Selbsttäuschung, geordnet nach „Distanz vom Ego“.

  1. Wir misinterpretieren Zahlen und Statistiken. Wie Daniel Kahnemann in „Schnelles und langsames Denken“ erklärt, haben Menschen zwar eine angeborene Fähigkeit, grammatikalische Regeln zu erfassen, sind aber lausige geborene Statistiker. Das Gefühl für Zahlen trügt fast immer, wenn man nicht im Umgang mit ihnen geübt ist. Das macht sich bei allem Möglichen bemerkbar – von der Beurteilung einer Investitionsrendite bis zur Einschätzung, wie sicher das negative Testergebnis auf AIDS denn nun ist. Von den vielen guten Büchern, die uns auf dem Gebiet etwas schulen möchten, kann ich „Der Hund, der Eier legt“ empfehlen.
  2. Wir unterschätzen, wie unregelmäßig eine zufällige Reihe tatsächlich ist. Leonard Mlodinow erwähnt in seinem Buch „Wenn Gott würfelt: …“ den „Titelblatt-Fluch“: Ein Sportler, dessen Gesicht auf dem Titelblatt einer gewissen Sportzeitschrift erscheint, wird in der nächsten Zeit anfangen zu verlieren und seinen unvermeidlichen Abstieg durchmachen. Nicht weil die Zeitschrift von Voodoo-Zauberern herausgegeben wird, sondern weil auch Siegesserien von fünf, sechs, sieben oder mehr Spielen (die einen erst auf die Titelseite bringen) absolut vom Zufall bestimmt sein können und das Talent eine viel geringere Rolle spielt als der Betreffende und seine Fans es glauben. Eine wirklich zufällige Abfolge von Münzwürfen ist nämlich nicht Kopf-Zahl-Kopf-Zahl und so weiter, sondern enthält Häufungen.
  3. Wir überinterpretieren einzelne Ereignisse. Der SWR2 bringt in einer Sendung das Beispiel von dem Mann, der 29 Tage im Monat betrunken ist, sich aber auf die zwei übrigen Tage bezieht. Wir reißen einzelne Ereignisse aus dem Zusammenhang und ignorieren den großen Trend, der darüber liegt. Analysten verkünden ihre tiefschürfenden Überlegungen dazu, warum heute der Kurs der einen oder anderen Aktie herauf- oder heruntergegangen ist. Dabei spielt das überhaupt keine Rolle, denn nur der längerfristige Trend ist wichtig. Auf dem Umweltgebiet konzentrieren wir uns auf das eine Jahr, in dem es mehr Bienen gab, und ignorieren, dass ihre Populationen seit den 60er Jahren beständig schrumpfen.In der Medizin nennt man das das „Single-Study-Syndrom„. Eine Studie bringt ein überraschendes Ergebnis hervor (z. B. dass Rotwein oder Schokolade gesundheitsfördernde Eigenschaften haben), und dies wird behandelt, als wäre es ein Beweis. Dabei gilt jede Studie als „statistisch signifikant“, bei der die Wahrscheinlichkeit, dass die Resultate nur zufallsbedingt sind, unter 5% liegt. Die Wahrscheinlichkeit, zwei Sechser nacheinander zu würfeln, liegt bei 1/36 = 2,78%. Noch Fragen?
  4. Wir suchen die uns genehmen Ereignisse heraus. Besonders Verfechter der alternativen (oder „komplementären“) Medizin machen das gerne. Da werden die berücksichtigten Studien nicht danach ausgesucht, ob das Studiendesign und die Durchführung die Ergebnisse aussagekräftig machen, sondern nach dem Ergebnis. Studien, die zeigen, dass Homöopathika nicht besser sind als Placebo, werden ignoriert, solche, die eine statistisch signifikante Wirksamkeit zeigen, als Argument herangezogen. Das ist ungefähr so, als wollte ich Ihnen beweisen, dass in meiner Tüte nur rote Gummibärchen enthalten sind, indem ich eines nach dem anderen herausziehe.
  5. Wir machen Denkfehler. Das ist ein so umfangreiches Thema, dass ich auf den Blogbeitrag „Logical Fallacies | The Sceptic’s Guide to the Universe“ (auf Deutsch etwa „Fehlerhafte Logik|Per Skeptizismus durch die Galaxis“) verweise. Wenn Sie nur einem Link in diesem Beitrag folgen, sollte es dieser sein.

Könnten wir also, wenn wir uns ordentliche, skeptische Denkmethoden zulegen, eine Sicherheit vor derlei Täuschungen bekommen? Eine solche Ordnung und Systematisierung der Gedanken haben schon viele versucht, etwa Francis Bacon. Es funktioniert nur bedingt, denn die Neigung zu bestimmten Denkfehlern ist uns allen eigen (auch mir – selbst wenn ich es nicht gerne zugebe). Das liegt daran, dass das Gehirn ein Organ mit begrenzten Kapazitäten und Energieressourcen ist, welches nicht auf perfektes Philosophieren, sondern auf das Überleben und den Fortpflanzungserfolg seines Besitzers hin optimiert wurde. In dem Sinne ist das Maskottchen des „Sceptics‘ Guide to the Universe“, Mr. Spock, eben auch nur ein „Eidolon“ im Sinne von Francis Bacon.

  1. Wir bestätigen unbewusst unsere Vorstellungen („confirmation bias“): Stellen Sie sich vor, bei jedem Hinweis darauf, eine ihrer Vorstellungen sei falsch, werfen Sie alles um und bauen ein neues Weltbild auf. Sie wären handlungsunfähig. Daher haben wir die starke Neigung, Hinweise, die unsere Vorstellungen bestätigen, überzu-bewerten. Wir haben das gewünschte Ergebnis im Kopf und suchen und formen unsere Argumente so, dass wir es erreichen. Auch – vor allem auch – uns selbst gegenüber.
  2. Wir glauben an folgerichtige Geschichten („narrative bias“): Wenn B über eine Reihe nachvollziehbarer Schritte aus A hervorgeht – also die „Geschichte“ stimmt, glauben wir etwas eher als wenn die dazugehörige Geschichte uns unverständlich ist. Aber plausibel und richtig sind nicht das Gleiche!
  3. Unwissend können wir unser Unwissen nicht einschätzen (das ist der Dunning-Kruger-Effekt). So hält sich jemand, der in seinem Bergdorf jedes Schachspiel gewinnt, für einen deutlich besseren Schachspieler als er wirklich ist. Deutlich, aber ermüdend, ist diese Art der Selbstüberschätzung in den verschiedenen Castingshows zu erkennen.
  4. Kapazitätsengpässe. Wir können einfach nicht jedes Faktoid, das uns begegnet, kritisch hinterfragen. Weil es einfacher ist, hinterfragen wir eher die Integrität der zehn Eierschalen in einem Karton Eier als die Versicherungsbedingungen unserer kapitalbildenden Lebensversicherung. So haben Leute, die uns Kuhdung auftischen (ja, ich meine Bullshit), bei ausreichendem Geschick gute Chancen. „Bullshit“ nach der Definition von Harry G. Frankfurt ist ein interessantes Thema – für ein anderes Mal.
  5. Wer sich betrügt hat mehr Erfolg – sagt zumindest der Evolutionsbiologe Robert Trivers (Download eines Spiegel-Artikels). Nur wer seine Lügen selbst glaubt, kann andere überzeugend belügen. Mal ehrlich: Könnten Sie Ihren Traumpartner von sich überzeugen, wenn Sie gleichzeitig im Kopf das Bild des körperlich und geistig mittelmäßigen Prekariers trügen, der Sie wirklich sind? Konzentrieren Sie sich auf ihre guten Seiten! Auch wenn es nur ein hoher Spann ist. Machen Sie das Meiste daraus! Na bitte – geht doch schon besser, oder?

Ich wünsche allen meinen Lesern ein gelungenes Weihnachtsfest. Die Selbsttäuschung in puncto Kleidergröße lässt sich danach oft nicht mehr aufrecht erhalten. Versuchen Sie nicht, den Wert der Geschenke und den Geist, in dem sie gegeben wurden, einzuschätzen – Sie könnten sich sehr täuschen. Genießen Sie einfach. Und im nächsten Jahr sehen wir uns wieder – ich habe einige software- und zeolithlastige Themen auf Vorrat. Im Januar geht es weiter mit der Hygroskopizität von Zeolithen.

Herzlichst Ihre

carnold

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