Wissenschaftliche Abbildungen können ästhetisch sein [1]
oder aussagekräftig [2]
oder reiner Blödsinn – lustig oder ärgerlich. [3]
Bei der Auswahl und Gestaltung von Material muss man zunächst natürlich unterscheiden, wozu ein Foto, ein Graph oder eine Zeichnung dienen sollen. Die wichtigsten Fälle sind
- das Visualisieren von Daten, Abläufen oder Prinzipien
- das Zeigen von Dingen, anstatt sie zu beschreiben (also Abbilder)
- oder die Bilder sind nur symbolisch, dekorativ, und haben keine konkrete Bedeutung.
Über die Prinzipien guter Datendarstellungen werde ich an anderer Stelle ein paar Links zusammenstellen, das soll hier nicht das Thema sein. Statt dessen geht es um die Auswahl von Abbildungen und Symbolfotos.
Dekorative Bilder
Ich bin der Ansicht, dass auch diejenigen Bilder, die nur schmückende Aufgaben haben, die Verhältnisse korrekt wiedergeben sollten. Keine „unmöglichen“ elektrischen Schaltungen, weil der Designer gerne hier eine Linie um die Ecke hätte, keine mit bunten Bonbonlösungen überfüllten Reagenzgläser, nur weil ein korrekt verwendetes Reagenzglas – höchsten zu einem Viertel mit einer meist langweilig farblosen Brühe gefüllt – poplig aussieht. Keine Atomkerne, die aussehen wie aus dem Süßigkeitengeschäft, oder Dinosaurier, die ein wenig „interessanter“ gemacht wurden.
Dekorative Bilder werden für alle möglichen Zwecke verwendet – von Werbematerial bis zu Präsentationen – und sind leicht zu finden: Man gehe nur auf Seiten wie fotolia, istockphoto oder zoonar. Dort gibt es ausgezeichnete Fotos – ich möchte diese Firmen keineswegs schlechtmachen – aber eben auch Bilder wie diese unmöglichen Molekülmodelle
diese höchst kreative Verwendung von Laborgerät
oder dieses abenteuerliche Kohlenstoff-Nanoröhrchen – man beachte die Vierringe und die quadratisch-planaren Atome in der Struktur!
Irgend jemand wird immer über diese Bilder stolpern – für mich ist das nicht anders als Rechtschreib- oder Grammatikfehler in einer Firmenbroschüre. Es erweckt den Eindruck, als wüsste man nicht, worüber man schreibt, und das macht sich niemals gut.
Bessere Bilderquellen
Ein Teil des Problems besteht darin, dass in allgemeinen Bilderdatenbanken die Bilder oft nicht ausreichend dokumentiert sind, das heißt, man weiß nicht, was man da eigentlich abdruckt. Ist das wirklich Kupfersulfat auf dem Foto, oder ist es Kandiszucker, der am Computer blau getönt wurde? Das könnte man an der Kristallstruktur erkennen – wenn man es kann.
Hier sind einige Beispiele für Bilderdatenbanken, in denen die Bilder entweder direkt aus wissenschaftlichen Abbildungen stammen oder zumindest den Anspruch erheben, korrekt das wiederzugeben, was im Untertitel steht:
- Galerie wissenschaftlicher Illustrationen von den Absolventen des Ausbildungsgang „Wissenschaftlicher Illustrator“ der California State University. Leider nach Künstlern und nicht nach Sachgebieten geordnet.
- Die DMOZ-Kategorie „Medizinische und wissenschaftliche Illustrationen“ führt hauptsächlich die Webseiten spezialisierter Illustratoren auf, die den Ehrgeiz haben, korrekte Darstellungen zu liefern. Es handelt sich hauptsächlich um Medizin-Bilder. Die entsprechende deutsche Kategorie enthält nur 5 Einträge.
- Sciencepictures auf Scienceblog.de – wenige Bilder, hauptsächlich Meteorologie und Astronomie
- SpringerImages – eine der größeren Bilderdatenbanken mit nützlichen Features, etwa Ansicht der anderen, in der Publikation vorkommenden Bilder oder Download des Originalartikels (letzteres natürlich nicht kostenlos)
- Sciencephoto stellt Bildersammlungen von Museen, Forschungseinrichtungen und ähnlichen Quellen online. Die Bilder finden Sie über die obere Menüleiste, auf der Seite selbst wird nur zu kleinen Auswahlsammlungen verlinkt.
- Science Stock Image Library: Für Zell- und Mikrobiologie
- Animal Science Image Gallery: Bilder von und über Nutztiere, auch Organpräparate etc. Die Galerie ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Universitäten und noch nicht allzu gut gefüllt, aber vorbildlich dokumentiert.
- Die Bildergalerie der NASA darf natürlich nicht fehlen.
[1] Verschiedene Meerestierchen, Quelle: http://www.blog.designsquish.com
[2] Goretex-Membrane mit Stützgewebe drüber und drunter, Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme, eingefärbt. Quelle (mit Erläuterungen zum Photo): http://www.sciencephoto.com/media/220609/enlarge
[3] Quelle: http://www.laboratoryequipmentworld.com/articles/chemistry-lab-equipment-suppliers.html (ein B2B-Marktplatz für Laborausstattungen. Fachkunde garantiert! Muss ich mehr dazu sagen?)
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