Finden Sie Patente lesen mühsam? Ehe Sie sich beklagen, schauen Sie sich einmal die historischen Bilder der Auslegehalle des Deutschen Patent- und Markenamtes an…
Auch heute bleibt es uns nicht erspart, interessante Patente wirklich durchzulesen, aber es gibt zahlreiche Tools, die es einem erleichtern, sich zumindest einen Überblick über die Patentlandschaft zu verschaffen.
Visualisierungen
Verschiedene Visualisierungsmethoden dienen dazu, die zu einer Fragestellung relevanten Patente möglichst mühelos aus einer großen Zahl von Patenten herauszufinden, oder einen Trend zu erkennen. Im Grunde handelt es sich um statistische Aufbereitungen von Daten aus vielen Patenten. Die grafische Darstellung richtet sich dabei nach der Fragestellung.
Patentlandschaften
Ein schönes Beispiel für eine Patentlandschaft zeigt ein Artikel in der Zeitschrift Platium Metals Review: „Die Patentlandschaft von Osmium„. Hierzu wurden aus verschiedenen Patentdatenbanken Patente mit dem Wort „Osmium“ im Titel, dem Abstract oder den Claims abgerufen und die Dubletten entfernt. Die resultierenden ca. 3.400 Patente wurden automatisch nach weiteren Schlagworten untersucht und nach den so gewonnenen Kriterien der Textähnlichkeit gruppiert.
Das Ergebnis ähnelt ein wenig der Schatzkarte aus einem Piratenfilm. Bereiche mit vielen Patenten erscheinen als Hügel, solche mit wenigen als Täler, und der Ozean symbolisiert Bereiche, in denen nur sehr wenige Patente vorliegen. Ein einzelnes Patent ist selbst ein Punkt in der Landschaft.
Im zweiten Bild wurde willkürlich den Patenten bestimmter Firmen mit einer großen Zahl an Patenten eine Farbe zugewiesen, so dass klar zu erkennen ist, wo diese Firmen sich tummeln. Man kann nun einen einzelnen Hügel und die darauf angesiedelten Patente unter die Lupe nehmen, die wichtigsten Trends bei der Anwendung von Osmium erkennen und vieles mehr.
Diese Patentlandschaft wurde mit Aureka ThemeScape erstellt, einer Software von Thomson Reuters, die alles andere als kostenlos ist. ANAVIST liefert ähnliche Ergebnisse (darüber wurde an anderer Stelle schon berichtet). Die Kosten für eine solche Analyse können leicht n * 1.000 € betragen. Es gibt aber auch günstigere Alternativen.
Grundsätzlich gilt dabei: Je genauer zu erkennen ist, was das Analysetool tut, desto sicherer ist man davor, Fehlinterpretationen aufzusitzen.
Chemische Formeln
Hat man Strukturformeln, kann man mit der freien Variante von Surechem eine Substrukturensuche mit abgestuften Ähnlichkeiten durchführen. Es gibt eine Aufteilung der Ergebnisse nach Patentamt. Die Surechem-Datenbank ist nicht vollständig, aber aktive Gebiete kann man damit zunächst abschätzen, ehe man eine „richtige“ Recherche nach Strukturformeln unternimmt. Die kostenpflichtige Variante kann mehr, etwa (ein wenig) mit Markush-Formeln umgehen.
Listen und Netze
Unterschiedlich gegliederte und gefilterte Patentlisten erzeugt IPVision. Hier kann man die Masse der Patente, die eine Freitextsuche ergeben hat, nach verschiedenen Kriterien sortieren und filtern, etwa Patentinhaber, Zeitraum, US-Patentklassifikationen (leider keinen anderen). Damit können Zeiträume höchster Patentaktivität, aktive Firmen und ähnliches ganz gut erkannt werden.
Außerdem erzeugt die Website eine „Interconnection Map“, also eine grafische Darstellung der Patente und ihrer Zusammenhänge. Die kostenpflichtige Version zeichnet auch noch andere Arten von Schemata.
Das Ganze krankt natürlich daran, dass eine Volltextsuche die Grundlage bildet. Man kann immerhin das Suchfeld oben mit Boole’schen Anfragen füttern. Grundlage ist Google Patents. Wie gesagt, ist es nur ein Tool für schnelle, oberflächliche Einblicke.
PatentCluster
Der Webdienst PatentCluster ist noch im Alpha-Stadium, d. h. seine Grundlage ist ein Teil der Volltexte vom USPTO. Die Betreiber versprechen aber, bei US-Patenten bald alles ab 1974 anbieten zu können und auch Patente aus Europa, Japan und anderen Ländern hinzuzufügen. Warten wir’s ab…
Leider stand der Server gerade jetzt nicht bereit, als ich eine Beispieldatei mit dem Schlagwort „zeolite“ erstellen wollte. Normalerweise bietet der Dienst das Gruppieren der Patente nach weiteren, häufig vorkommenden Schlagworten an, die als Liste oder als Ringdiagramm zu sehen sind. Da man relativ genaue Suchanfragen stellen kann (z. B. auch nach enthaltenen Referenzen), könnte der Dienst vielleicht einmal ganz nützlich werden, wenn auch die Auswertungen weit hinter denen der kostenpflichtigen Konkurrenz zurückbleiben.
Lesehilfen für Patente
Maxval Patent Tools bietet einige Helferlein für das Auswerten von Patenten. So werden z. B. Claims in einer Baumstruktur dargestellt oder Verweislisten in ein Excel-Format überführt. Ähnliches bietet auch Pattols.
Patentdatenbank auf dem eigenen Rechner
MatheoPatent ist eine Software, die zunächst von den großen Patentämtern die Suchresultate in eine eigene Datenbank abspeichert. Aus dieser heraus lassen sich sehr umfangreiche Auswertungen durchführen und die Patente auch bequem verwalten (wie z. B. in einem Fachartikel zum Thema „Technologie auf Basis von Kokos-Rohstoffen“ beschrieben). Die kostenlose Testversion ermöglicht außer dem Herunterladen der Patente allerdings nur ein Gruppieren nach Jahren. Die Software kostet ca. 300 $ Lizenzgebühr pro Jahr.
Wer EndNote benutzt, kann mit einem Trick Suchergebnisse aus esp@cenet importieren: Die Ergebnisliste wird hierzu als CSV-Datei exportiert (andere Exportformate werden nicht angeboten) und in eine Tabellenkalkulation Ihrer Wahl übernommen. Nach einiger Manipulation dieser Tabelle kann EndNote diese importieren. Wie es genau funktioniert, steht in der Programmhilfe unter „Creating a Tab-Delimited Format“, der Aufwand lohnt sich ab etwa 20 Referenzen. Über andere Tipps und Tricks zum Thema „Aus dem Patentamt in meine Literaturverwaltung“ würde ich mich freuen.
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