… und warum es funktioniert, wenn es funktioniert.
Ob mit einem Vollautomaten oder einer Siebkanne – fast jeder von uns produziert pfundweise Kaffeesatz im Monat. Bei dem Anblick fragt man sich schon, ob dieses Material, welches man ursprünglich zu saftigen Kilopreisen eingekauft hat und das dann nur einmal verwendbar ist (es sei denn, man will sich sehr, sehr unbeliebt machen) – ob das nicht noch zu etwas anderem gut sein könnte?
In diesem Blogbeitrag möchte ich Ihnen einige Verwendungsmöglichkeiten von Kaffeesatz vorstellen und auch die Erklärung dazu, warum es funktioniert. Einige der Anwendungen sind sogar nützlich für einen gelungenen Urlaub.
Peeling
Noch vor einigen Jahren hätte ich einem Blog mit überwiegend männlicher Leserschaft so einen Vorschlag nicht machen können, aber mittlerweile ist Hautpflege auch bei Männern nichts Anrüchiges mehr. Man verrühre den Kaffeesatz mit etwas Duschgel (sonst wird das Reinigen der Wanne zur unmöglichen Mission) und reibe sich kräftig damit ab.
Die Zellwände von Kaffeebohnen sind ungewöhnlich dick und robust, wodurch sich die gute Schleifwirkung erklärt. Zudem enthält der Kaffeesatz noch Öle und dunkle Farbstoffe, die sich spür- und sichtbar auf der Haut (und dem Handtuch) ablagern, weswegen die Haut nach einem Kaffeesatz-Peeling verschönert erscheint. Zumindest bis zur nächsten Wäsche.
Eines funktionert allerdings nicht: Zwar scheint Koffein in geringen Mengen durch Haarwurzeln in die Blutbahn zu penetrieren, aber die kleinen Restmengen Koffein zwei Mal pro Woche können keinen nennenswerten Einfluss auf das Fettgewebe nehmen. Über den Verdauungstrakt werden die Gewebe mit wesentlich mehr Koffein in Kontakt gebracht als durch die Haut. (Zumindest bei mir.)
Reinigungsmittel
Nach dem gleichen Schleifmittel-Mechanismus funktioniert auch Kaffee als Poliermittel für Pfannen, Grillroste etc. Persönlich sehe ich keinen Vorteil gegenüber den handelsüblichen Putzsteinen, aber bitte – diese Verwendung wird „chemiescheuen“ Menschen immer wieder vorgeschlagen, die das Gerät, das mit ihren Lebensmitteln in Berührung kommt, nicht mit irgendwelchen „bösen“ physikalisch-chemischen Putzmitteln kontaminieren möchten.
Handwaschmittel
Fischfrikadellen geformt? Knoblauch oder Zwiebeln geschnitten? Die nur halb gefressene Beute von Kater Mucki im Keller gefunden und beseitigt? Ein Griff in den Restebehälter der Espressomaschine und die Hände mit Kaffeesatz abgerieben, und der Geruch ist verschwunden. Das funktioniert noch besser als Stahlseife. Abgesehen vom Reinigungs- und Schleifeffekt kommen hier zwei Wirkungen zum Tragen:
- Der intensive Eigengeruch von Kaffee überdeckt die unangenehmen Gerüche
- Die geruchsbildenden Moleküle, die selbst wenigstens teilweise fettlöslich sind, lösen sich in den öligen Bestandteilen des Kaffees und bleiben so nicht auf der Haut liegen.
Geruchsbinder im Kühlschrank
Das habe ich selbst nicht ausprobiert, da ich es unappetitlich finde, nur den Geruch im Kühlschrank zu beseitigen und nicht die Quelle des Geruchs. Ich gehe einmal davon aus, dass wir alle unseren Kühlschrank am Freitag, wenn er leer ist, mit Kunststoffreiniger oder einfach einer Wasser-Alkohol-Mischung auswischen <fingerkeuz>, aber manchmal kommt man der Quelle des Geruchs einfach nicht auf die Spur: In dem Fall kann ein offenes Schälchen mit getrocknetem Kaffeesatz angeblich helfen. Wie gesagt – ich habe es nicht ausprobiert.
Ameisen-Hack
Bieten Sie Ihren Ameisen im Garten einen Kaffee an, das heißt, Sie streuen Kaffeemehl auf ihre Pfade. Die Ameisen, die sich an den Pheromonspuren ihrer Vorgänger orientieren, werden davon verwirrt und müssen den Weg erst neu finden. (Die cleveren Tierchen brauchen allerdings nicht lange dazu.)
In meinem Garten hat das manchmal funktioniert, manchmal nicht. Ich vermute, das hängt von der Bodenbeschaffenheit und der Sonneneinstrahlung ab: Auf porösem Boden in praller Sonne sind alle Kaffeeöle bald verschwunden.
Mücken verscheuchen
Trockenes Kaffeepulver lässt sich anzünden, glost vor sich hin und erzeugt einen Rauch, der tatsächlich die Mücken fernhält. Er stinkt allerdings nicht nur den Mücken, sondern auch den Menschen, und richtig gut funktioniert die Methode ohnehin nur mit frischem Kaffee, dessen Rauch wesentlich intensiver riecht. Die bei der Verbrennung erzeugte Wärme und das CO2 spielen bei der Abwehr vermutlich keine Rolle, denn Mücken kombinieren die Werte dreier Signale, um ihr Opfer zu finden, und lassen sich von einem kleinen schwelenden Häufchen nicht so einfach täuschen – nur verscheuchen.
Regenwürmer anlocken
Es ist kein Witz, Regenwürmer lieben Kaffee. Wenn man feuchte Kaffeefilter auf den Komposthaufen wirft, kann man sie manchmal direkt fressen sehen. Natürlich kompostiert der Kaffee auch mit der Zeit und setzt dann die darin enthaltenen Mengen Stickstoff, Kalium und Phosphor frei. Als direkter Dünger taugt er allerdings kaum, weil die Pflanzennährstoffe erst nach mikrobiellem Abbau bioverfügbar werden. Außerdem ist Kaffee leicht sauer und würde bei direkter Gabe den pH-Wert des Bodens senken – und das ist nur bei Moorbeet-Gewächsen erwünscht.
Schwarze Wollsachen auffrischen
Kaffee färbt dunkel. Traditionell hat man daher schwarze Wollsachen einst „mit Kaffeesatz abgebürstet“: Dazu leicht feuchten, aber keineswegs nassen Kaffeesatz großflächig auf den vergrauten oder speckigen Stellen auftragen, trocknen lassen und ausbürsten.
Die Methode wird bei einem modernen Polyester-Viskose-Stoff natürlich nicht funktionieren, aber vielleicht bei dem Vintage-Blazer? Allzu haltbar ist die farbliche Auffrischung nicht, und man sollte das Verfahren immer an einer verdeckten Stelle ausprobieren, denn gerade auf Textilien ist Schwarz absolut nicht gleich Schwarz.
Antikes Finish für Papier
Die färbende Wirkung ist natürlich auch bei Papier – eher den groben, offenporigen Sorten als kunststoffbeschichteter Ware – einsetzbar. Wer für sein Scrapbook, seine Ahnentafel oder sonst etwas ein altes, fleckiges Aussehen wünscht, kann es ja einmal mit mehr oder weniger feuchtem Kaffeesatz versuchen.
Kratzer auf dunklen Holzmöbeln
Auch dies sollte an verdeckter Stelle ausprobiert werden und ist ein wenig trickreich, es kommt nämlich darauf an, nur den Kratzer mit feuchtem Kaffeesatz zu füllen, am besten mit einem Wattestäbchen. Trocknen lassen und auspolieren. Persönlich halte ich die handelsüblichen Mittelchen (oft in Filzstift-Form) aber für geeigneter, weil die Stärke der Färbung mit Kaffee nicht sehr hoch ist. Und einfacher in der Handhabung sind die Stifte auch.
Staubbinder
Wer beim Ausfegen von Kamin oder Kachelofen immer Hustenanfälle bekommt, kann versuchen, den Kaffeesatzbehälter einmal in den grob vorgereinigten Kamin zu entleeren. Den Kaffeesatz, der nicht tropfnass sein sollte, verteilen und dann mitsamt dem gebundenen feinen Staub auffegen. Dass Kaffee färbt, sollte bei einem ohnehin fleckigen Kamineinsatz nicht weiter stören.
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