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Startseite » Blog » Chemie und der Bienenschwund

Chemie und der Bienenschwund

16. Juli 2013 Claudia Arnold 1 Kommentar

Heute schreibe ich über etwas, von dem ich zugegebenermaßen nicht allzu viel verstehe: Über Bienen. Aber der folgende Anblick hat mich dazu bewogen, zu den fehlenden Bienen Informationen zusammenzutragen und, soweit möglich, zu validieren [*].Kirschbaum

Dieser Kirschbaum steht in der Nähe von Hannover und gehört meiner Familie (danke an Peter für das Fotografieren). Dieses Jahr wird die Kirschernte allerdings nicht überwältigend ausfallen, denn wie man auf diesem (schon ein paar Wochen alten) Foto sieht, ist ein großer Teil der Kirschblüten nicht befruchtet worden. Blüten, Sonne, gute Erde reichen alleine nicht.

Über die Bedrohung der Bienen ist schon viel geforscht und diskutiert worden. Es ist ein multifaktorielles Geschehen, also eine Kombination mehrer Ursachen. Seit Jahrzehnten werden die Bienen immer weniger. Nur: Warum gibt es heuer – 2013 – so auffallend wenige Bienen? Die Verluste an Völkern über den Winter 2012/13 betrugen in Bayern etwa 15%.

Es sind hauptsächlich drei Faktoren, die auf die Bienenpopulation Einfluss nehmen.

a) Die Ernährungslage der Bienen
b) Befall durch Parasiten, Viren oder Pilze
c) Einfluss von Pestiziden.

Zudem werden auch unterschiedliche Bienenrassen oder -stämme eingesetzt, die nicht gleich widerstandsfähig sind.

Bei Punkt a, der Ernährungslage der Bienen, sind wieder zwei Einflüsse zu unterscheiden:

a1) (Noch) nicht zu beeinflussen – das Wetter bestimmt, an wie vielen Tagen die Bienen zum Sammeln ausfliegen können. Es kann auch vorkommen, dass die Bienen durch einen Wärmeeinbruch im Winter aktiviert werden und der Rest ihrer Überwinterung dann empfindlich gestört wird.

a2) Die Landwirtschaft, also die Art und Menge der angebauten Feldfrüchte, bestimmt entscheidend mit, was die Bienen an Nahrung finden: Quadratkilometerweise nur Mais-Monokulturen? Am Ende noch gentechnisch veränderter Mais? Wie wirkt sich das auf die Gesundheit der Insekten aus?

Fangen wir mit dem Einfachsten an: Den Parasiten.

Die Milbe „Varroa Destructor“

Diese in der Imkerei seit 25 Jahren bekannte, aber wissenschaftlich erst im Jahr 2000 vollständig beschriebene [1] Milbenart ist ein Neozoon, das ursprünglich nicht in Europa beheimatet war. Es wurde anscheinend aus Asien importiert. Die dortigen Bienenrassen sind besser an Varroa Destructor angepasst, die Europäische Honigbiene apis mellifera dagegen nicht.

Die Milbe befällt die Bienenlarven und ernährt sich von ihrer Hämolymphe (der Flüssigkeit, die bei den Bienen die Rolle des Blutes übernimmt). Dabei überträgt sie auch Viren, welche die Bienen zusätzlich schädigen. Die Bienen schlüpfen bereits im geschwächten Zustand, manchmal verkrüppelt, und überleben nicht lange.

Fotos der Varroa destructor und anderer Bienenschädlinge findet man z. B. in dem entymologischen (insektenkundlichen) Lexikon „Featured Creatures“ der Universität Florida, auf welchem viel über den Lebenszyklus der Milbe zu lesen ist.

Die chemische Bekämpfung mit speziellen Giften (sog. Akariziden) ist problematisch: Nicht nur, dass die Milben Resistenzen entwickeln, es kann auch zu einem Übergang der Gifte in den Honig kommen. Aussichtsreicher, aber sehr aufwändig ist eine Bekämpfungsmethode, die die Tatsache ausnutzt, dass bevorzugt die Drohnenbrut befallen wird. Sie wird auf der Website der Berliner Imkereivereins Lichterfelde beschrieben.

Ein Britischer Bienenforscher entdeckte unter seinen Völkern anscheinend eine Variante, welche selbstständig befallene Larven und Puppen aussondert und deren Arbeiterinnen sich auch, in Affenmanier, gegenseitig die Milben abputzen. Der Film ist im naturkundlichen Archiv der BBC zu sehen (Juni 2013). Anderswo ist davon aber (noch) nicht die Rede. Vielleicht wird sich zeigen, dass es sich um eine Fehlinterpretation handelt.

Die Ernährungslage

Deutschland vermaist. Das ist für jeden zu sehen, ist schon aus ästhetischen Gründen ärgerlich und bringt alle Probleme von Monokulturen mit sich. Für die Bienen bedeuten diese Flächen eine einförmige Ernährung und somit weniger Widerstandskraft. Ob es sich dabei um Bt-Mais (durch veränderte Gene gegen Maiszünzler und Maiswurzelbohrer resistent gemacht) handelt oder nicht, scheint zumindest auf kurze Sicht nichts auszumachen. In Deutschland wird Bt-Mais allerdings, zumindest legal, nicht angebaut. Die Monokultur an sich verlangt einen verstärkten Einsatz an Pestiziden (durch Fruchtwechsel alleine ließe sich der Maiswurzelbohrer schon einigermaßen im Zaum halten).

Wenn man den ketzerischen Gedanken nicht zulassen kann, dass auf einem Acker mehr als eine Pflanzenart (möglichst noch genetisch einheitlich) stehen dürfe, muss man Ausgleich schaffen: Für Brachflächen bietet es sich an, eine Bienenweide (auf Amtsdeutsch „Blühfläche“ genannt) anzulegen. Dies wird natürlich auch gefördert (z. B. in Bayern). Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat in ihrem „Fachzentrum Bienen“ noch jede Menge Informationsmaterial zum Thema.

Wie so eine Bienenweide aussehen kann, zeigt das Beispiel an meinem Wohnort. Es handelt sich um eine ausgeklügelte Pflanzenmischung, die besonders spektakulär aussieht, wenn später noch die Sonnenblumen blühen.Bienenweide

Pestizide

Das Problem mit Insekten auf Feldfrüchten ist, dass die einen sie anknabbern und die anderen sie bestäuben. Man will die einen töten, den anderen nicht schaden. Wie soll das gehen? Die geniale Lösung ist nach der Natur modelliert (die Tabakpflanze will sich schließlich auch nur vor Fraß schützen) und heißt Neonicotinoid [2]: Damit wird das Saatgut gebeizt, während des Pflanzenwachstums hingegen wird nicht mehr damit gesprüht. Was auf dem Acker fliegt und kriecht bleibt unbehelligt – bis es beginnt, die Pflanze zu fressen: Diese enthält das Gift in allen Pflanzenteilen – und wohl auch in Pollen und Nektar.

Dennoch galten diese Pestizide als „nicht bienengiftig“. Bei der toxikologischen Prüfung auf Bienengefährlichkeit wird zwar auf verschiedenen Wegen geprüft, aber hier zählt man tote Bienen gegen überlebende Bienen [3]. Was man ab 2007 jedoch vor allem in den USA beobachtete, waren keine toten Bienen, es waren verwaiste Bienenstöcke [4]. Scheinbar war alles gesund, in der Nähe waren keine toten Bienen zu finden, aber die Bienen waren auch nicht im Stock – so, als hätten sie den Heimweg nicht gefunden. In Ermangelung eines Besseren nannte man das Problem Colony Collaps Disorder CCD und beobachtete es in den folgenden Jahren vor allem in den USA [5], aber auch an anderen Orten.

Haben die Bienen zu viel neonicotinoidhaltigen Nektar erwischt und die Orientierung verloren? Es geht ja unsereinem manchmal auch so, wenn er/sie alkoholisiertvergiftet ist. Tatsächlich ist der Zusammenhang noch nicht vollständig geklärt, aber die Hinweise auf die Bienenschädlichkeit der Neonicotinoide sind zahlreich genug, dass die EU-Kommission den Einsatz dieser Stoffe für zwei Jahre, ab 1. Dezember 2013, verboten hat (hier noch eine Pressemitteilung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zum Stand der Risikobewertung).

Im Oberen Rheintal kam es vor einigen Jahren sogar zu einem massenhaften Bienensterben, über zehntausend Völker waren betroffen. Es ist sehr schwierig, die Pestizidspuren in den toten Bienen analytisch zu bestimmen, in jenem Fall konnte jedoch eindeutig das Neonicotinoid Clothianidin als Verursacher ausgemacht werden. Dazu eine Publikation vom Julius-Kühn-Institut sowie der Abschlussbericht des Ministeriums für Ernährung und ländlichen Raum Baden-Württemberg „Beizung und Bienenschäden„. Insbesondere kommt dort heraus, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Bienensterben und der Clothianidinbelastung von Bienen, Pollen, Brut etc. gibt, auch wenn die Konzentrationen nicht im lethalen (tödlichen) Bereich lagen.

Und das Fazit?

Stetes Steinchen bricht die Scheibe. Die Globalisierung führt dazu, dass Bienenvölker mitsamt ihren Parasiten von einem Ende der Welt ans andere befördert werden. Die schlechte Ernährungslage der Bienen trägt zu deren Anfälligkeit bei. Am Ende wird der Kontakt mit Pestiziden, die unter Idealbedingungen nicht giftig sein sollten, zum sprichwörtlichen „Strohhalm, der des Esels Rücken brach“.

Natürlich hilft es auf Dauer nicht, nur an einer Schraube zu drehen. Ein Lob an dieser Stelle für die Entscheidung der EU-Kommission, sie hatte die Lobbyisten durchaus gegen sich. Aber ein befristetes Verbot vereinzelter Agrochemikalien ist nicht genug. Die Monokulturen an Energiepflanzen müssen aufgelockert werden (a propos: ja, ich halte den Treibstoff vom Acker, aus eigens angebauten, gedüngten und gespritzten Pflanzen, auf Flächen, auf denen durchaus auch Anderes wachsen könnte, für einen Irrweg).  Und Forscher, die an biologischen Bekämpfungsmethoden gegen Parasiten arbeiten, müssen stärker gefördert werden. (Amen!)


[*] Natürlich kann ich hier nicht wirklich validieren – „Wess‘ Brot ich ess, des‘ Lied ich sing“ gilt leider für (fast) jeden, wenn soviel Geld im Spiel ist.

[1] Publikation: Anderson, D. L. and J. W. H. Trueman (2000). Varroa jacobsoni (Acari : Varroidae) is more than one species. Experimental and Applied Acarology 24(3): 165-189

[2] „Ungestörtes Wachstum erwünscht.“ M. Groß, Nachrichten aus der Chemie 59 (10): 966-967. Bei den Neonicotinoiden handelt es sich um eine Gruppe ähnlicher Verbindungen.

[3] Siehe z. B. diese Fundstelle in google books: „Ökotoxikologische Chemikalienprüfung„.

[4] „Keine Ernte ohne Bestäuber.“ M. Groß, Nachrichten aus der Chemie 59 (6): 629-631.

[5] Allerdings heißt es in [4] auch: „Naturschützer haben wenig Mitleid mit den US-Imkern, da die europäische Honigbiene (Apis mellifera) dort zwar gehalten wird, aber nicht beheimatet ist. Die Imker beuten sie großindustriell aus, in einem ganz und gar nicht artgerechten Stil: LKW voller Bienenstöcke fahren kreuz und quer über den Kontinent, um großflächigen, in Monokultur angelegten Plantagen die Bestäubungsdienste der Bienen anzubieten. – Sicherlich trägt der Stress, dem die Bienen bei dieser Akkordarbeit ausgesetzt sind, zu den Problemen bei. Er liefert jedoch keine Erklärung, da die Praxis der industrialisierten Auftragsbestäubungen bereits seit Jahrzehnten etabliert ist.“ Zudem gibt es auch in Europa diese „Bienenlaster“.

Die Bienenschutzverordnung, welche den Umgang mit potenziell bienengiftigen Agrochemikalien regelt,  kann man hier nachlesen.

Author: Dr. Claudia Arnold

Nachtrag September 2013: Die Gegenreaktion lässt nicht lange auf sich warten.

Chemanager-9-2013

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  1. Weihnachtsblog: Von Narretey und Kuhdung – 10 Ursachen der Selbsttäuschung | Dr. Arnold Chemie-Beratung sagt:
    3. Dezember 2019 um 10:57 Uhr

    […] konzentrieren wir uns auf das eine Jahr, in dem es mehr Bienen gab, und ignorieren, dass ihre Populationen seit den 60er Jahren beständig schrumpfen.In der Medizin nennt man das das „Single-Study-Syndrom„. Eine Studie bringt ein […]

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