Haben Sie sich selbstständig gemacht und wissen Sie nicht, was Sie tun sollen? Weiterbildung zu teuer oder zu weit entfernt? Macht nichts- spielen Sie einfach Candy-Crush Saga, dabei lernen Sie alles Nötige.
Candy-Crush Saga ist ein Bonbons-Zerdrücken-Spiel, welches dem Spieler einen komischen Geschmack im Mund und, bei geschlossenen Augen, Reihen bunter, explodierender Bonbons vorgaukelt. Die Mobile-App gehört zu den beliebtesten Handy-Spielen. Ich habe es bei meinem hauseigenen Teenager gesehen und ausprobiert. Und siehe, nichts ist nutzlos! Wie es sich herausstellte, hat dieses Drei-Gewinnt-Spiel Existenzgründern und Selbstständigen einige Weisheiten zu enthüllen, auch wenn man die Erleuchtung mit beträchtlicher Nervenschwächung und neurohumoral aus dem Ruder gelaufenen Insulinspiegeln bezahlen muss.
Lektion Nr. 1: Sie brauchen Booster!
Auf den unteren Leveln – vor dem Limonadensee bzw. auf dem Niveau einer ICH-AG – mag es noch angehen, sich mit ochsenartigem Fleiß durch die zahlreichen Einzelaufgaben hindurchzuplagen. Auf den höheren Leveln funktioniert das nicht mehr – es sind nicht genug Züge (sprich Ressourcen – Zeit und Geld) vorhanden. Ohne Booster, besondere „Superhammer“, die ganze Reihen oder Klassen von Zuckerzeug auf einmal abschießen, geht die Spielebene nicht auf. Fazit: Fleißig gespielt, trotzdem verloren.
Lektion Nr. 2: Booster sind kombinierbar.
Bei Candy-Crush sind kombinierte Booster neue, stärkere Varianten der ursprünglichen Superhammer, die mehr schaffen als die Summe ihrer Bestandteile. Man kombiniere etwa ein gestreiftes und ein verpacktes Bonbon zu einem Riesenbonbon, zwei Plätze breit und hoch, welches die entsprechenden Reihen und Spalten freiputzt. Der Selbstständige könnte ebenfalls versuchen, Booster zu kombinieren, etwa den Vorstand der russischen Handelsdelegation mit einer Flasche sehr edlen Destillates. Der so erreichbare Bonuseffekt ist dann überproportional gesteigert. Und wie bei Candy-Crush lassen sich nicht alle Booster miteinander kombinieren: Besagter russischer Beauftragter lässt sich durch eine Kombination mit einer Louis Vuitton-Minaudiere wahrscheinlich nicht verstärken. Es sei denn, er hat eine teure Freundin oder er ist ein Profi-Ebayer.
Lektion Nr. 3: Booster können nutzlos sein…
Wie etwa eine Farbbombe, die die wenigen roten Bonbons abschießt – und das war’s. Oder wie der tolle Kontakt, der Sie in eine chronisch finanzknappe Firma hineingebracht hat.
Lektion Nr. 4: … oder in völlig falsche Richtungen losgehen.
Stellen Sie sich vor, Sie lassen einen Booster platzen und ruinieren damit eine Kombination aus Bonbons, die Ihnen beim nächsten Zug noch mehr eingebracht hätte – nur weil Sie nicht begriffen haben, dass das Ding quer, und nicht senkrecht schießen wird. Und jetzt stellen Sie sich vor, mithilfe eines Boosters aus dem britischen Bildungsministerium wäre ein fantastischer Großauftrag in Reichweite gerückt, nämlich Material für Brain Gym für alle englischen, schottischen, walisischen und nordirischen Grundschulen zusammenzustellen. Genau das Richtige für Ihre hochseriöse, wissenschaftlich ausgerichtete Beratungsfirma…
Lektion Nr. 5: Behalten Sie die Zahl Ihrer Züge im Auge, sie sind schneller verbraucht als Sie denken!
Genau wie Zeit, Liquidität, der gute Wille des Ehepartners und andere Ressourcen, die zunächst im Überfluss da zu sein scheinen.
Lektion Nr. 6: Lassen Sie sich nicht für jeden Zweck einspannen!
Haben Sie schon mal eine Nachricht via Facebook bekommen, in der Sowieso Sie einlädt, Candy-Crush Saga zu spielen? Nun, Sowieso sind die Leben ausgegangen, und nur wenn jemand auf seine Aufforderung hin neu ins Spiel einsteigt, geht es für ihn, oder sie, selbst weiter – es sei denn, Sowieso bezahlt für das Privileg, weiterspielen zu dürfen. Und warum sollte er/sie das, wenn Sowieso statt dessen Sie mobilisieren kann?
Das Gleiche wird Ihnen als Existenzgründer oder Selbstständiger auch begegnen: Handelsvertretung für irgendwelchen Schrott übernehmen? Eine fruchtlose Kooperation eingehen, weil Ihr Name und akademischer Grad sich so gut machen? Ein zeitaufwändiges Ehrenamt in einer Totgeburt von neugegründetem Verband? Oder „nur“ ein sinnloser Linktausch? Klar – da will jemand weiterspielen, ohne dafür zu bezahlen.
Lektion Nr. 7: Irgendwann müssen Sie misstrauisch werden!
Wenn in einem Level immer wieder nur ein Gelee-Stückchen übrigbleibt, dann könnte Methode dahinterstecken. Schließlich hat der Algorithmus einigen Einfluss auf den Spielverlauf, es handelt sich keineswegs um echte Zufälle. Sie sollen zu In-App-Käufen überredet werden, weil Ihnen doch nur ein einziger Zug fehlt, um weiterzukommen! Das kostet dann „nur“ € 2,99 für einige weitere Spielzüge.
Nein danke, sage ich da, ich nehme für das Geld lieber einen lauwarmen Kaffee vom Bauchladenmann in der Deutschen Bundesbahn*.
Haben Sie übrigens schon einmal mehrere Jahre an stets der gleichen Ausschreibung teilgenommen? Ich schon. Immer das exakt gleiche, frustrierende Endergebnis? Sag‘ ich doch!
Lektion Nr. 8: Sahne macht unbeweglich.
Aber das wussten Sie vorher schon.
*Liebe Deutsche Bundesbahn, der Kaffee ist in den vergangenen Jahren wirklich viel besser und auch heißer geworden. Verbesserungspotenzial gibt es aber durchaus noch!
Schreibe einen Kommentar