Im heutigen Beitrag stellt Dr. Frank Thalmann, der Initiator des Projektes, seine Plattform „Alchimisty.de“ vor, die nicht ganz ein Open-Access-Portal, nicht ganz ein Wiki und auch nicht ganz ein Forum ist, aber etwas von allen diesen Applikationen hat. Das Gespräch führte Hertha Kerz, Pressebüro Hammaburger Texte.
Alchimisty, eine neue Plattform für Fachleute aus Industrie, Wissenschaft und Forschung, bringt Kunden und Firmen zusammen, stellt Informationen aus Wissenschaft, Entwicklung und Forschung bereit, ermöglicht Diskussionen, neue Geschäftsbeziehungen, lässt alte Geschäftsbeziehungen wieder aufleben und erleichtert die Kommunikation zwischen Kunde und Anbieter.
PHT: Herr Dr. Thalmann, Sie sind der Gründer der Plattform „Alchimisty“. Worum handelt es sich dabei?
Dr. Thalmann: Alchimisty ist eine Industrieplattform ausschließlich für Fachleute, auf der sich Nutzer aus verschiedenen Branchen treffen um Informationen auszutauschen.
PHT: Aus welchen Branchen kommen die Teilnehmer?
Dr. Thalmann: Es sind unterschiedliche Berufsgruppen wie Chemiker, Pharmazeuten, Biotechnologen, Verfahrenstechniker, Ingenieure und Angehörige aus Forschung und Entwicklung, Universitäten, Hochschulen, Dienstleistungsanbieter und Gerätehersteller.
Jeder Nutzer bekommt einen Zugangscode und nur mit diesem Code ist die Plattform nutzbar. Damit ist allerdings auch Anonymität ausgeschlossen. Der Nutzer geht mit seinem Realnamen und seiner realen Adresse auf die Plattform. Er kann keine Nicknames nutzen. Das ist auch die Garantie dafür, dass dort nur hochwertige Inhalte gepostet werden. Auch unterstützt das die Möglichkeiten der Geschäftsanbahnung.
Ähnliche Ausfälle, wie sie auf anderen Social-Media-Plattformen vorkommen, sollte es auf dieser Plattform aufgrund des spezifizierten Charakters nicht geben. Natürlich lässt es sich nicht absolut ausschließen. Aber die Wahrscheinlichkeit dürfte sehr viel geringer sein.
PHT: Welche Art von Informationen stellt die Plattform bereit?
Dr. Thalmann: Ich als Betreiber stelle nur die Plattform bereit. Die Informationen kommen von den Nutzern.
Nutzer, die lesen möchten, sich mit Blogbeiträgen an Diskussionen beteiligen oder auf Informationen aufmerksam machen wollen, können dies alles kostenfrei tun. Möchte eine Firma Handbücher oder Artikel über ihre Produkte vorstellen, ist dies kostenpflichtig.
Bezahlte Inhalte sind Inhalte, die Firmen – beispielsweise Laborgerätehersteller – dort einstellen. Diese stehen zwar schon auf ihren Websites, aber sie haben dort keinen Rückkanal. Sie bekommen keine Rückmeldung von den Lesern und Nutzern ihrer Websites. Auf der Website lädt sich der Nutzer das Handbuch oder die Gerätebeschreibung herunter und hofft, dass er damit klar kommt. Wenn nicht, sucht er sich andere Ingenieure, meist Kollegen, aber nicht den Support der Firma, weil ihm das zu umständlich ist. Denn Supports sind in aller Regel Telefonhotlines, in denen der Anrufer oft viel Zeit verbringt.
Auf Alchimisty ist das anders. Zu jedem dieser Beiträge läuft parallel ein Blog, auf dem sich die Nutzer austauschen können. Auch Vertreter der Firma stehen ihren Kunden und Interessenten mit Rat und Tat zur Seite. Fragen können gestellt werden, beispielsweise, wie ein Ersatzteil genau ausgetauscht wird. Es können Filme eingestellt werden, wie zum Beispiel der Austausch eines Ersatzteils, damit die Nutzer sehen können, wie so ein Austausch praktisch vorgenommen wird. Der Effekt ist, dass der Kunde versteht und sehen kann, wie es funktioniert. Damit hat sowohl der Kunde, als auch der Anbieter einen Nutzen, da der Erste einen guten Service bekommt, der Letzte so seine Dokumentation verbessern kann. Wenn diese Frage dann später noch einmal auftaucht, steht die Information schon bereit.
PHT: Warum sollte ein Unternehmen Ihre Plattform kostenpflichtig nutzen?
Dr. Thalmann: Die Vorteile dieser Plattform liegen auf der Hand: Direkte Kommunikation mit dem Kunden, Eins-zu-eins-Support, wenn der Kunde Fragen oder Anmerkungen hat, automatische Verbesserungsvorschläge der Unterlagen, da die Firmen allein durch die Fragestellungen der Nutzer sehen, in welcher Weise die Informationen wahrgenommen werden und wo Nachbesserungen sinnvoll sind. Direkte Rückmeldungen und Diskussionen mit den Kunden.
Außerdem können die Firmen beispielsweise direkt zu Anwenderberichten verlinken. Anwenderberichte werden gern von zufriedenen Kunden geschrieben, da sie durch diese in der Öffentlichkeit Präsenz zeigen. Die Glaubwürdigkeit von Aussagen über Produkte und Dienstleistungen ist dann höher, wenn Berichte von Dritten, die in keiner Beziehung zu der entsprechenden Firma stehen, veröffentlicht werden. Und da auf einem Wiki genügend Platz vorhanden ist, gehen die Beiträge nicht verloren, im Gegensatz beispielsweise zu einer Zeitschrift, die weggeworfen wird. Die Artikel werden automatisch verschlagwortet und untereinander verlinkt, so dass ein immer größerer Pool von Informationen zur Verfügung steht.
PHT: Haben Sie ein Unternehmen, welches die Plattform designt und programmiert hat? Haben Sie einen Support?
Dr. Thalmann: Das Wiki läuft unter der Lizenz „Confluence“. Für die Software ist eine Lizenzgebühr zu entrichten. Der Einsatz eines solchen Tools ist notwendig, um den Zugang zu einzelnen Bereichen freischalten oder sperren zu können und um die Nutzer in Nutzergruppen einzuteilen.
Die Nutzung teilt sich in Lesen, Kommentare schreiben, Artikel schreiben und kostenpflichtige Inhalte einstellen auf. Da werden die Nutzer nach Nutzungsberechtigungen eingeteilt. Dies zu programmieren, wäre ein zu großer Aufwand gewesen und so war die Alternative „Confluence“.
PHT: Wie steht es im Zuge der aktuellen Abhörproblematik mit dem Datenschutz?
Dr. Thalmann: Die Software stammt von der australischen Firma Atlassian, aber der Server steht hier in Deutschland, in Wiesbaden. Der gesamte Datenverkehr läuft über das Frankfurter Kreuz. Es geht also nichts über die Grenzen von Deutschland hinaus und der gesamte Datenverkehr ist außerdem noch verschlüsselt. Ob allerdings eine Backdoor existiert, dessen kann man sich natürlich niemals sicher sein.
Andererseits sind sich Firmen und damit meine Kunden sehr wohl bewusst, dass private, persönliche Daten nichts im Netz zu suchen haben. Die Daten, die auf Alchimisty eingestellt werden, sind ausschließlich zur fachlichen Information gedacht. Auch die Kontaktdaten der Firmen werden von diesen ja in aller Regel freigeschaltet, damit potentielle Kunden sie finden.
PHT: Was kostet die Nutzung?
Dr. Thalmann: Zunächst gibt es erst einmal einen kostenlosen Basisaccount, der alle relevanten Funktionen und Berechtigungen enthält. Mit dem Basisaccount kann man kostenfrei und uneingeschränkt seine wissenschaftlichen Ergebnisse publizieren und man hat Zugriff auf die Toolbox, in der Werkzeuge für die täglichen Nutzung enthalten sind.
Anders verhält es sich mit bezahlten Inhalten: Wer Inhalte einstellen möchte; beispielsweise Artikel, Gerätebeschreibungen oder Handbücher, der zahlt für eine Gerätebeschreibung, bestehend aus einer Seite mit beliebig vielen Unterseiten 600,- €. Die Information wird dann für ein Jahr vorgehalten. Gedeckelt ist dieser Betrag jedoch auf 3.000,- €. Stellt also jemand mehr als 5 Gerätebeschreibungen oder Produktartikel ein, beispielsweise ein Waagenhersteller, mit zwanzig, dreißig verschiedene Waagentypen, liegt der Betrag trotzdem nur bei 3.000,- €. Hierbei werden Dienstleistungen analog behandelt und kosten genauso viel. Bietet also jemand zum Beispiel Analytik an, stellt er diese Dienstleistung ein – und er bezahlt 600,- €. Die Plattform ist komplett werbefrei.
PHT: Wie erfahren Interessenten, sowohl Nutzer als auch Firmen von der Plattform?
Dr. Thalmann: In der Xing-Gruppe Chemistry habe ich einen Thread laufen, in dem die neuesten Artikel publiziert werden. Weiterhin stellen wir auf der Plattform Alchimisty einen RSS-Feed bereit. Und natürlich durch die Presse, Mundpropaganda und Interviews wie mit Ihnen.
PHT: Wir danken für dieses Interview, Herr Dr. Thalmann
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