Wenn ich zugebe, dass ich Bedienungsanleitungen und Handbücher lese, dann weiß gleich jeder, wie alt ich bin (das ist allerdings auch kein Geheimnis). Zugegeben, Handbücher lesen ist altmodisch. Es ist bequemer, sich die Grundlagen einer Software mit einem Video anzueignen. Für einige gute, aber nicht unbedingt selbsterklärende Freeware-Programme habe ich die passenden Videotutorials herausgesucht. Den Anfang macht ein 3D-Grafikprogramm.
Grafik
- Sketchup: Wer täglich mit CorelDraw oder ähnlichem hantiert, wird darüber nur lächeln, aber für Nicht-Profis ist das 3D-Zeichenprogramm eine sehr vielseitige und verbreitete Freeware. Das Arbeitsprinzip ist etwas anders als das vieler anderer Programme: Um etwa einen Zylinder zu zeichnen, zeichnet man einen Kreis in eine Ebene und „zieht“ diesen an einem Pfad entlang aus der Ebene heraus. Hier ist Teil 1 des deutschen Tutorials, den Rest finden Sie leicht im Sketchup-Kanal auf Youtube. Denken Sie nur nicht, der Computer würde ab jetzt für Sie zeichnen: Viel Arbeit bleibt es trotzdem.
- Sankey-Diagramme mit Excel: In diesem Video wurde Excel als Zeichenprogramm missbraucht, um ein Sankey-Diagramm zu erzeugen. Das kann man zur Not einmal machen, ja – man kann schließlich auch eine Schraube mit dem Hammer in die Wand klopfen. Besser eignet sich ein Grafikprogramm wie Inkscape oder OpenOffice Draw.
- Es gibt auch reine Sankey-Programme, die die Diagramme grafisch oder aus Datenlisten erstellen, etwa e!sankey. Die 30-Tage-Testversion kann man sich kostenlos herunterladen. Das Video ist ohne Worte.
Chemie, Biologie
- Chemsketch: Dies ist ebenfalls eine Vektorgrafik, die spezialisiert ist auf das Zeichnen von Molekülen und Laboraufbauten. Hier ist Teil 1 eines zweiteiligen Tutorials, das erklärt, wie man Versuchsaufbauten der organischen Synthese und Reaktionsgleichungen mit dem (recht robusten) Programm hinbekommt. Teil 2 des Tutorials lässt sich leicht finden. – Chemsketch erlaubt auch das Zeichnen dreidimensionaler Moleküldarstellungen, obwohl diese nicht immer die richtige Geometrie haben, man muss daher aufpassen. Mir hat das Programm schon einmal fächerartig flache Methylgruppen oder eingebeulte Käfigstrukturen ausgegeben – lustig, aber eben nicht richtig. Beim 3D-Optimieren größerer, verwundener Strukturen (etwa eines substituierten Kronenethers mit Kation in situ) scheint das Ergebnis teilweise dem Zufall geschuldet: Mal richtig, mal falsch. Ich würde das 3D-Modell immer mit Literaturdaten vergleichen. (Video auf Englisch)
- Chemspider ist eine webbasierte Suchsoftware der RSC. Naturgemäß sind alle Videos dazu, auch dieses kurze Einführungsvideo, auf Englisch.
Weitere Videos dazu gibt es reichlich, etwa wie man mit chemischen Strukturformeln sucht, oder über die Suche nach chemischen Verbindungen mittels Text.
- Arguslab ist ein Moleküleditor, der speziell für Biomoleküle, wie Proteine, geeignet ist, sich aber auch für „small molecules“ eignet. Die Bedienung ist nicht ganz einfach, man arbeitet nicht, wie bei Chemsketch, von einer Valenzstrichformel ausgehend, sondern baut gleich ein Kugel-Stäbchen-Modell auf, wobei man schon beim Bauen die richtige Orientierung der Bindungen sicherstellen muss. Das Einführungsvideo unten trägt einen spanischen Titel, aber da es weitestgehend ohne Worte auskommt, kann man es sich auch als Nicht-Sprachkundiger anschauen. Überhaupt sind Videos über Arguslab in anderen Sprachen als Spanisch rar.
Mathematik
Ran an das GNU: Der Klassiker GNUPLOT präsentiert einen beim Hochfahren mit einem Blatt Text und einem blinkenden Eingabezeichen – manchen von uns aus DOS-Zeiten noch gut bekannt, aber heutzutage schon recht ungewohnt. Dafür sind die Möglichkeiten dermaßen vielfältig, dass es sich doch lohnt, sich in das Programm einzuarbeiten. Es gibt zwar eine Einführung auf Deutsch, aber ich poste hier ein englisches Video, weil es besser ist.
Wenn man das Darstellen von Funktionen gemeistert hat, geht es an den interessanteren Teil des Programms, nämlich an das Plotten von Daten, in diesem Fall aus zweispaltigen *.dat-Dateien. Weitere Videos dieser Reihe beschreiben das Fitten von Daten, die Erzeugung animierter Graphen und so weiter. Genug, um den Spieltrieb auf Wochen hinaus auszulasten. Ich wünsche viel Spaß dabei!
Author: Dr. Claudia Arnold
Schreibe einen Kommentar